Fototipps
Michael Mauron: Sportfotograf und Athlet
Sportfotografie – das bedeutet: Emotionen spüren, den Moment erleben. Ich bin selbst Sportler und teile die Leidenschaft mit den Athletinnen und Athleten, die ich durch meine Linse verfolge. Deswegen kann ich nachvollziehen, was ihnen genau in der Sekunde durch den Kopf geht, in der ich auf den Auslöser drücke. Es ist genau dieser eine Augenblick, den ich in meinen Bildern einfangen möchte. Wie mir das gelingt? Das teile ich in diesen Fototipps mit Ihnen.
CEWE Photo Award: Titelbild für die Kategorie "Sport"
Michael Mauron beweist mit diesem Foto, dass es sich lohnt, etwas Neues zu versuchen – und die Perspektive zu verändern. Wir sind stolz darauf, dass dieses spektakuläre Foto die Kategorie „Sport“ beim CEWE Photo Award 2025 repräsentiert.
Bei einem Surf-Event in Französisch-Polynesien habe ich einmal die Seiten getauscht: Normalerweise stehen alle Fotografinnen und Fotografen vor den Wellen, um die Surfer im richtigen Moment einzufangen. Ich habe aber einen Bootsfahrer gebeten, mich an den Rand einer Welle zu fahren.
Auf diese Weise konnte ich den Surfer in dem Augenblick ablichten, in dem er in die Welle geht. Auf dem Foto ist nicht nur der Athlet, sondern auch das zu sehen, was sich hinter der Welle befindet: eine beinahe senkrechte Wand aus Wasser. Ein beeindruckendes Motiv dank Perspektivwechsel.
Sportliche Leidenschaft in Kombination mit der Schönheit unseres Planeten
Im Titelbild habe ich zwei weitere Techniken angewendet: Bewegung erzeugen. So kann sich der oder die Betrachtende bei diesem Motiv zunächst vorstellen, dass der Wellenschaum weiter vorrückt oder das Wasser in der Luft explodiert. Aber die Ausrichtung des Surfbretts und die Spur, die der Surfer hinterlässt, lassen erahnen, wohin er sich bewegt.
Außerdem habe ich versucht mit Hilfe von Kraftlinien Bewegung in den Augen des Betrachtenden entstehen zu lassen. Wir laden ihn ein, einen bestimmten Weg zu gehen, um unsere Geschichte im Bild zu verstehen. Fokussiert wird zunächst die Welle, die am unteren Bildrand bricht, dann wandert der Blick auf den Wellenkamm – und schließlich zum Surfer.
In der Sportfotografie geht alles sehr schnell: Oft haben wir weniger als eine Sekunde Zeit, um zu reagieren. Der Schlüssel heißt Antizipation. Geübte Beobachtende können zum Beispiel anhand der Position der Arme erahnen, welche Art von Drehung ein Freestyle-Skifahrer machen wird.
Hier sehen wir einen Snowboarder – kopfüber über den Wolken. Dieses Motiv ist an einem Morgen entstanden, an dem die Wolken noch über dem Talboden hingen. Als ich den Dunst aufsteigen sah, habe ich versucht, die Flugbahn der Wolke und des Sportlers vorherzusehen. Das Ergebnis: einzigartig und kraftvoll.
Damit man keine Aufnahme verpasst, hilft es, seine Ausrüstung in- und auswendig zu kennen. Diese Freiheit ermöglicht es, sich vom Geschehen zu entfernen – wie in diesem Bild der Surfer, der auf eine Welle wartet. Er muss paddeln, um den Wellen zu entkommen und in der richtigen Position zu bleiben, um die nächste gute Welle zu erwischen.
Dieses Motiv zeigt die Kraft der Welle durch die Menge des Schaums. Und auch, wie klein der Mensch im Vergleich zur Kraft der Natur ist. Vorbereitung ist alles: Für diesen Shot musste ich jeden Tag den Wellengang prüfen und habe drei Wochen auf diese massiven Wellen gewartet.
Beobachtung ist eine der wichtigsten Eigenschaften eines Fotografierenden: So entdecken Sie das, was andere nicht sehen. So finden Sie das winzige Detail, das die Aufnahme großartig macht. Gute Beobachtende fangen nicht nur die Sportler:innen, sondern auch das Umfeld ein.
Die Emotionen nach einem Sieg, die Verärgerung des Trainers oder eine Entscheidung des Schiedsrichters. Dieses Bild ist im Rahmen eines Triathlons entstanden.
Es kann ein großer Vorteil sein, sich mit der Sportart auszukennen, die man fotografiert. Zum Beispiel die Spielregeln zu kennen, um zu verstehen, was als nächstes passieren wird. Und wann eine Aktion ihren Höhepunkt erreicht oder was die Sportler:innen überhaupt erreichen wollen.
Wenn Sie die Sportart ausüben, die Sie fotografieren, ist das natürlich am besten. So können Sie jede Bewegung nachempfinden – und die Anstrengung nachvollziehen. So wird es Ihnen gelingen, bestimmte Details zu erkennen – und das Außergewöhnliche des Moments hervorzuheben.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg für Ihre Sportaufnahmen.
Ihr
Michael Mauron